Ich habe mich sehr gefreut, als ich schon im September gebeten wurde, für das Mellauer Pfarrblatt einen Bericht über meinen Aufenthalt in Kenia zu schreiben. Den Bericht hatte ich Ende Oktober fertig … wenige Tage später erhielt ich den Anruf von der Einwanderungsbehörde. Ich entschied mich, den Bericht nicht mehr zu ändern, denn er beschreibt, WIE und WARUM ich im Small Home und bei den Schwestern gelandet bin.

Wie wundervoll sind seine Wege ...
Dieser Satz beendet das Abendgebet der Schwestern hier im katholischen Schwesternhaus in Malindi. Wie ich – Elisabeth Felder – hier gelandet bin und warum ich von diesem Satz mehr als überzeugt bin? Hier meine Geschichte …
Im Sommer 2016 verbrachte ich 8 Wochen im "Herz" – ein Kinderheim in Malindi, Kenia. Neben der Mithilfe im Haushalt (putzen & kochen), galt meine Hauptaufgabe natürlich der Beschäftigung der Kinder. Hausaufgaben
machen, spielen, singen, tanzen und „einfach“ für sie da sein. Die Situation im Heim war wirklich erschreckend – das Grundlegendste fehlte. Nahrungsmittel, genügend Betten, Kleidung, Schulgebühren, Hausmiete und hin und wieder sogar Strom und Wasser. Dennoch waren die Kinder glücklich und strahlten eine unbeschreibliche
Zufriedenheit aus.
Hätte ich damals die Wahl gehabt – ich wäre sofort in Kenia geblieben. Für mich war klar, ich würde auf jeden Fall wieder ins "Herz" zurückkehren und alles Mögliche tun, um die Leiterin zu unterstützen, damit sich die Situation verbessert. Doch alles kam ganz anders. Das Kenia ein korruptes Land ist, war mir von Anfang an klar, doch als ich wieder im Ländle war, wurden mir die Augen geöffnet …
Zufällig lernte ich die ehemalige Hauptsponsorin vom "Herz" kennen, Julia. Sie erzählte mir die „wahre Geschichte“ über die Leiterin und das Heim. Das "Herz" wird nur betrieben, um Geld zu verdienen, die Spenden werden in die eigene Familie investiert und die Leiterin hat absolut kein Interesse am Wohlbefinden der Kinder – diese sind nur Mittel zum Zweck. Ich war mehr als schockiert.
Julia tat sich mit zwei anderen ehemaligen Sponsorinnen zusammen und gemeinsam entschieden sie sich, ein neues Heim – etwas außerhalb der Stadt – aufzubauen. Sie stellte mich auch den anderen Beiden vor und wir wurden gute Freunde. Julia wusste genau, wie viel mir die Kinder dort bedeuten und so fragte sie mich, ob ich mir vorstellen könne, für das neue Heim zu arbeiten. Ich musste keinen Augenblick überlegen und sagte sofort zu. Das Schwierigste an der ganzen Sache … wie bringe ich das meiner Familie bei? Ihr könnt euch vorstellen, dass sie nicht gerade begeistert waren, als ich ihnen von meinen Plänen erzählt habe. Doch mit der Zeit verstanden sie, wie viel mir diese Sache bedeutet und ich bekam weitaus mehr Unterstützung von ihnen als ich mir je erwarten hätte können.

Laut Plan sollte das neue Heim – NEW HEART WATOTO (ein Herz für Kinder) – im Juni 2017 eröffnen. Allerdings gab es immer wieder Komplikationen, besonders weil die Leiterin vom "Herz" mit allen Mitteln verhindern will, dass das neue Heim eröffnet wird. Über ein Jahr haben wir nun auf die Zulassungs- und Registrationsdokumente gewartet. Seit Oktober ist es aber offiziell: wir dürfen das Heim eröffnen. Die Bauarbeiten sind im Endspurt. Einmal pro Woche mache ich Baustellenbesichtigung. Die Eröffnung ist nun für
Jänner 2018 geplant – bis dahin gibt es aber noch viel zu tun und wer weiß, welche Überraschungen noch auf uns warten.

Was ich in der Zwischenzeit hier treibe?
Ich bekam die Möglichkeit, im Small Home – ein Kinderheim für behinderte Kinder, mitzuarbeiten. Die Kinder haben alle Familien und sind nur während der Schulzeit und aus Therapiegründen in dem Heim. Neben meiner
Arbeit dort, versuche ich mit der Hilfe der Schwestern, so vielen bedürftigen Familien und Kindern wie nur möglich zu Helfen.
Wenn ich über meine Erlebnisse und Projekte auf meiner Seite berichte, hört sich das Ganze ziemlich einfach und positiv an. Ich habe durchaus Tage hier, an denen sich mein Kopf fragt: „Warum tust du dir das eigentlich an? – Die Leute die gegen dich arbeiten, die dich ausnützen wollen, die Hitze, die Insekten – zu Hause wäre alles viel einfacher!“ Stimmt, doch dann meldet sich mein Herz: „Aber was ich hier tue macht mich zufrieden und glücklich“. Auch die vielen positiven Rückmeldungen, die Bereitschaft mich zu unterstützen und die großzügigen Spenden sind ein Zeichen für mich, dass ich das Richtige tue und dafür möchte ich mich herzlichst bei euch bedanken!
Gottes Wege sind nicht unsere Wege und es läuft oft nicht so, wie wir es gerne hätten, doch was ich in diesem Jahr gelernt habe: sei geduldig, bete & vertraue auf Gott.